Re: 10 Jahre SAM - und zum Geburtstag gab es 180 Lithium-Zellen / mehr Details ... #
geschrieben von: michael-123 user status icon global
Datum: 03. Oktober 2011 21:51
Hallo SAM-Gemeinde,
hier – in komprimierter Form – das Wichtigste zum Umbau.
Ladegerät:
Es wurde der original Zivan NG3-Lader mit seinem (im EEPROM gespeicherten) Hawker Lade-Algorithmus verwendet.
Um den Zivan von „außen“ bzgl. Strom und Spannung einstellen zu können, wurde ein 15mm Loch in das Kunststoff-Gehäuse gebohrt – genau über den beiden blauen Trimm-Potis, die sich auf der senkrecht montierten Platine befinden.
Dann noch ein 20mm Loch in den Alu-Tunnel gebohrt – vorher die Position exakt ausgemessen (etwa lotrecht unter dem SAM-Zündschloß), eine Plastikblende drauf – fertig.
Die Öffnung hat auch noch den Vorteil, dass die Zivan-Lade-LED bzw. deren Farbe erkannt werden kann (bei evtl. Störungen) und ein kleiner Lüfter Warmluft in oder aus den Fahrzeugtunnel zu- oder abführen könnte.
Der/das vordere Poti (zur Bug-Schnauze hin) regelt den Strom - nach rechts drehen erhöht den Strom.
Der hintere Poti regelt die Spannung - nach rechts drehen bewirkt eine Erhöhung.
Mit einem gut isolierten Phasenprüfer-Schraubendreher kann nun feinjustiert werden.
Zur Umschaltung der Ladeleistung (1 kW Range-Extender-Modus bzw. 2,5 kW) habe ich nicht die beiden Adern, die in der Bug-Schnauze liegen, verwendet, denn mit der anzulegenden 12V-Hilfsspannung würde dann dauernd unnötige 30mA fließen (Relais-Spule von K4).
Stattdessen wurde im Sicherungskasten das Relais K4 entfernt und mit einem 2-poligen Schalter die Funktion der beiden Relaiskontakte, die zur Leistungselektronik bzw. zur Zusatzplatine des Zivan führen, übernommen.
Nach vielen Überlegungen und „empirischen“ Messungen lade ich die LiFePO’s nach folgendem Schema:
Verwendet wird der Range-Extender-Modus mit einem justierten Ladestrom von ca. 5,6 A (CC-Phase), entspr. etwa 1150 Watt DC, der Wirkungsgrad des Zivan liegt hier bei 91-95% - also mehr als die min. 85%, die Zivan angibt.
Geladen wird in der ersten Phase, also mit konstantem Strom von ca. 5,6 A, bis die eingestellten 209-210V (etwa 3,5V/Zelle) erreicht sind, dann beginnt die CV-Phase, die recht kurz ist, hier sinkt dann der Strom bis runter auf 0,5 A, dann bis etwa 0,1 A, damit werden die Elektronen ziemlich „harmonisch in die Zellen geschoben“, die 12 jeweiligen 5s-Einzelspannungen liegen stets sehr dicht beisammen.
An der 230V-Steckdose hängt ein Conrad Energy Logger, der zeigt ziemlich genau die Wirkleistung/Scheinleistung/cosPhi/Tages kWh/ usw. an, an diesem Logger ist eine intelligente Ansmann AES3 Steckdose (8,50 ¤ bei voelkner.de) nachgeschaltet, diese kann Standby-Leistungen (<70W Wirkleistung) erkennen und erlernen und sie schaltet bei mir letztlich den Zivan bei unterschreiten ab, sodass die weiteren Lade-Phasen nicht zur Anwendung kommen.
Das ganze Ladeprozedere kann mit dem Cockpit-Display und dem Energy-Logger sehr gut und umfangreich verfolgt werden – siehe Bilder.
Gelegentlich wird dann über meine 12-Kanal Diagnose-Box und einem Modellbau-Lader (Junsi iCharger 106B+) auf 18V (= 3,6V/Zelle) hochgeladen, 20 bis 80Wh pro 5s-Pack sind dabei noch zusätzlich zu erzielen – das ist nicht die Welt.
Akku-Pack:
Setup:
180 Hochstrom-Einzelzellen von Headway Typ 38120S (10 Ah, mit Schraubanschluss) – diesen Typ findet man zu hunderttausenden in ebikes und Co.
60s3p, also immer 3 parallel und dann 60 in Serie.
Ergibt typ. 200 V Ruhespannung bei 30Ah, macht etwa 6 kWh Energieinhalt, 5-10C Dauerentladung möglich.
Ich habe 190 Stck. bei evassemble.com in China direkt bestellt.
Die Zellen kommen inkl. der Zellhalter (Lego-System) und Verbinderplättchen, letztere habe ich jedoch leicht nacharbeiten müssen (Lochabstand).
Bei günstigem Dollar/EUR-Kurs (im Mai 2011) wurde das Material via Luftpost und Spedition bis an die Haustüre geliefert – vorher via Paypal bezahlt; Zoll und Steuer-Bescheid kamen etwas Später und fielen (dank einer spartanischen Rechnung) sehr „moderat“ aus.
Ab Bestell-Eingang bis Lieferung vergingen nur 3 Wochen.
Stückpreis inkl. Halter und Verbinder inkl. aller Nebenkosten 14,10 ¤.
Aus den 190Stck. wurden die besten 180 herausselektiert, es war keine einzige Zelle defekt oder irgendwie suspekt, alle gleich geladen (es fehlten je nur etwa 5% zur Vollladung).
Aussortiert wurden vor allem die, die 5h nach Volladung eine deutlich niedrigere Zellspannung hatten (z.B. 3,38 statt typisch 3,46 V)
Selektiert wurde nach Ri,
nach Spannungslage (initial und 5h nach Vollladung)
und nach Entlade- bzw. Ladecharakteristik,
denn typisch für die Headways ist, das es (statistisch) keine direkten Zusammenhang zw. Ri und Kapazität gibt – die Zellen haben etwas „magisches“…
Die jeweils 3 parallel-geschalteten Einzelzellen wurden demnach so gruppiert, dass sie sich in den unterschiedlichen Phasen (entladen bzw. laden bei hohen oder niedrigen SoC-Ständen) stützen bzw. ausgleichen.
Zum Selektieren wurde der ICharger 106B+, der CBAIII von West Mountain Radio und eine Labornetzteil verwendet, damit habe ich mir eine Methode zum effektiven „qualifizieren“ erarbeitet.
Verbinder und Zell-Pole wurden mit der rauen Seite eines Schwamms und mit Polfett behandelt.
Crash-, vibrations- und thermisch geschützt ist das Akku-Pack mittels der spez. Halteblöcke in einer Sandwich-Konstruktion, bestehend aus Alu-Tunnel, Alu-Schublade, PE-Schaummatten und PVC-Platten (Gutagliss).
Das Pack liegt auf einer dämpfenden 3mm Feinriefengummimatte – hier habe ich den Vorsatz „Gewicht zu sparen, wo es nur geht“ mal kurz aufgegeben - die Matte wiegt 1,7 kg.
Gesamtgewicht Akku-Pack komplett mit Halter, Sandwich, etc. ca. 67 kg
Mit diesem Arrangement benötigt man keine aktive Kühlung, bei 28°C Außentemperatur wird’s nicht heißer als 35°C im Rack.
Die Wärme wird durch den Sandwich-Aufbau auch über Nacht gut im Rack gehalten.
Beispiel:
Temperatur im Rack nach der Heimfahrt vom Büro und dem abendlichen Ladevorgang 26 °C, in der Garage hatte es 17 °C.
Am nächsten Morgen hatte es 12 °C in der Garage, im Rack noch 20 °C.
Die 12V-Versorgung übernimmt ein separater 12V/26Ah Blei-Gel-Akku (in der Schnauze), geladen wird er über ein extra 3,6 A Ladegerät.
Eine leichtere Lösung (12V 10Ah Headway-Pack mit DC/DC vom Fahrstromakku) ist mir derzeit „noch“ zu heikel (Stichwort: Isolation) bzw. umständlich und ineffektiv – vielleicht kommt in 2012 ein 7kg leichter 12V/40Ah Winston-Akku zu Einsatz.
Überwachung der Zellen:
Da habe ich lange überlegt…es würde wohl einige Seiten füllen, hier das Warum und Wieso zu erläutern…
Als Cockpit-Display verwende ich das EV Display von CleanPowerAuto LLC USA, das Ding ist wirklich erste Sahne und (in dieser Spannungsklasse) ziemlich preiswert (ca. 210¤ inkl. Versand und Steuer), Varianten mit USB-Port bzw. Bluetooth und Android SDK sind in Planung.
Microcontroller / Hall-Sensor zur Berechnung bzw. Anzeige von
SoC, Ampere (+/-), Watt (+/-), Wh, Volt, Temperatur, kWh, …
Hier verschiedene Ansichten des Displays beim Laden mit 1162 W sekundärseitig (1222 W Wirkleistung, siehe Bild oben vom Logger).
Dann verwende ich keine Zell-Balancer.
Die vorhandene (und recht hochwertige) Verkabelung mit dem 15-pol Rundstecker bzw. Buchse wurde wieder verwendet – und zwar 13 Adern davon.
Das 60s-Pack wurde in 5s-Gruppen unterteilt und so eine 12-Kanalüberwachung realisiert.
Die führt erstmal zur Diagnose-Box im Bug, damit kann extern geladen/gemonitored werden (5A können die Huber&Suhner-Adern locker ab, allerdings nicht alle gleichzeitig, wegen dem Rundstecker).
Von der Diag.-Box führt ein robustes und armiertes Kabel zum Radio-Einbauschacht.
Dort gibt es eine Unterspannungsüberwachung via LED’s und Summer von je einem 5s-Pack über 12 separate und eigenständige Microcontroller – die LED’s leuchten durch eine Plexiglas-Abdeckung – siehe Bild, das Design wird noch optisch „optimiert“ ….
Die Schaltung basiert auf 12 Stück 4s-LiPo-Monitore von lipoly.de für 4,90¤ pro Stück.
Die 12 Kanäle werden jeweils über selbstrückstellende 300mA-Sicherungen gespeist.
Die 4s-LiPo-Monitore eignen sich gut zur 5s LiFePO4-Überwachung und zeigen an bzw. warnen mit blauen und roten LED’s bzw. je einem Summer, der kurz oder auch permanent (wenn mind. 5 Sekunden lang umgerechnet 2,7V/Zelle unterschritten wird).
Eine Unterspannungs-Situation ist durch das piepen extrem einfach mitzukriegen – auch ohne irgendwo hinzuschauen.
Allerdings nur innerhalb eines 5s-Packs und somit eben nicht für jede einzelne Zelle, was aber aufgrund der relativen Auswertung (von 12 Sub-Packs zueinander) kein Problem ist.
Um Strom zu sparen bzw. gezielt einzelne Kanäle zu resetten, können mit 6 zweipoligen Schaltern die 12 Monitore ausgeschaltet werden – ich schalte den Monitor erst bei unter 50% SoC zu.
Sonstiges:
Aus der Kühlmittelpumpe wurde das Rückschlagventil entfernt und am Ausgang mittels eines Adapters ½ nach ¼“ (oder so ähnlich) ein durch den Kühlschlauchumbau an der Leistungselektronik freigewordener Fitting eingesetzt.
Die Förderleistung steigt somit an und erstmals kann man spüren, wie die beiden Kühlmittel-Kanäle am Rack schön warm werden – ein geniales Konzept.
Neben Fahrstrompedal und Bremse wurde links ein „3. Pedal“ verbaut (siehe Bild oben) – eigentlich ein Fußtaster, der zum bequemen Deaktivieren der Energierückgewinnung (Rekuperation) dient, was sich in manchen Situationen als reichweitensteigernd auswirkt.
Der Fuß-Taster ist von Marquardt (Typ MAR 2410.0401, bei Reichelt.de für 17,50¤)
Das original SoC-Kästchen inkl. Kabel wurde entfernt, die Energie-Anzeige im Cockpit zeigt deshalb immer 100% an, allerdings hat das EV-Display 2 Open-Collector Ausgänge und einen Ausgang mit einstellbarer PWM, der evtl. an die Energie-Anzeige angepasst werden kann.
Das Eco-Meter funktioniert weiterhin, denn es wird ja über die Leistungselektronik angesteuert.
Bis auf die Gummimatte und den 12V-Akku wurde konsequent auf Leichtbau geachtet, überflüssiges ausgebaut (z.B. Radio und Lautsprecher, spart exakt 2kg).
Standlicht und Kennzeichenbeleuchtung in LED (sparen “ 16 Watt“)
Gruß
Michael